YouTube Instagram Vimeo RSS VIDEOAKTIV

Ratgeber: Field-Recorder für mobilen Videoton - alte Profis, frische Konkurrenz

Mobile Audiorecorder sind weit verbreitet. Eine ganz spezielle Gattung davon sind die Fieldrecorder für Film- und Videoton. Wir zeigen in diesem Ratgeber, was sie für die Videoproduktion bringen und wagen im zweiten Teil einen Blick auf die alteingessenen Profis des Genres und zeigen auch die frische Konkurrenz.

ALTEINGESESSENE PROFIS
Im analogen Film- und Videozeitalter war die Nagra des gleichnamigen Schweizer Herstellers das Synonym für die mobile Tonaufzeichnung, entkoppelt von der Kamera. Schließlich waren und sind klassische 16-mm- und 35-mm-Kameras von Haus aus ohne Ton. Die Nagra gibt es noch immer, in einer modernen Version auch im digitalen Bereich (siehe Seite 79), doch die aktuellen Branchenführer im Film- und High-End-Bereich sind Firmen wie Aaton, Sonosax und vor allem Sound Devices. Bei letzterem Hersteller zählen wir aktuell immerhin neun unterschiedliche Field- Modelle mit integrierter Tonaufzeichnung. Was auffällt beim Blick auf die teuren Profimodelle: Hier machen sich die Hersteller offenbar mehr Gedanken um praktische, eindeutig gekennzeichnete Bedienelemente als um schickes, stromlinienförmiges Design. Zum Beispiel erinnern die bunten Fader bei Aaton-Recordern eher an „My first Sony” als an ein mobiles Aufnahmegerät zu einem fünfstelligen Preis. Aber Profis wollen eben nicht mühsam nach dem richtigen Kanal suchen müssen, wenn es mit der Aussteuerung mal schnell gehen soll. Hier unterscheiden sich günstige Semiprofi-Modelle deutlich von den High-End-Geräten.

Det 5 f4 panel bag hands webDie meisten Fieldrecorder sind so gebaut, dass sie, in einer Umhängetasche platziert, die Aussteuerungsregler an der Stirnseite offerieren.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal liegt beim Timecode. Die bildgenaue Verkopplung zwischen Recorder und Kamera über BNCStrippen, DB-25 oder 5-Pin-Lemo im SMPTE/ EBU-Standard bieten meist auch nur die aufwendigen Profimodelle. Ausnahme sind aber einige durchaus erschwingliche DSLRFieldrecorder wie Tascams DR-701 D (um 545 Euro), der ebenfalls schon die Timecode-Verkopplung bietet. Auch bei Zooms F-Reihe ist die Timecode-Synchronisation bei den Modellen im oberen Preisbereich bereits Standard. Zu vielen professionellen Fieldrecordern, beispielsweise von Aaton, Sonosax, Sound Devices, Tascam oder Zoom, gibt es auch Erweiterungspulte mit zusätzlichen Anschlüssen und komfortableren Schiebereglern anstelle der dichtgedrängten, oft sehr klein ausfallenden Drehreglern am Recorder selbst. Die Fernsteuerung von Fieldrecordern über Smartphone- oder Tablet-Apps ist ebenfalls schwer im Kommen. Teilweise sind darüber sogar präzisere Einstellungen der einzelnen Parameter möglich als mit den Bedienelementen am Gerät. Für eine Anschaffung sollte man sich also nicht nur den Fieldrecorder selbst genau ansehen, sondern auch das komplette System drumherum – Hardware wie Software. Das reicht bis zur obligatorischen Tragetasche, die nicht nur robust sein sollte, sondern auch eine leichte Handhabung und schnellen Zugang zu Anschlüssen wie Reglern bieten muss. Wenn der jeweilige Recorder-Hersteller keine Tasche im Programm hat, sollte man sich bei Spezialisten wie Porta Brace, K-Tek, Camrade, Petrol, Orca oder Sachtler nach passenden Modellen umsehen.

Det 6 iOS 5 0 zoom f8 webZunehmend sind Fieldrecorder vorbereitet für die Bedienung über Smartphones oder Tablets. So lassen sie sich abgesetzt an der Tonquelle einsetzen.

FRISCHE KONKURRENZ
Während früher Fieldrecorder fast nur im Profi bereich verbreitet waren, hat sich das seit dem DSLR-Boom gewaltig geändert. Behalfen sich Filmer hier anfangs mit einfachen Mobilrecordern, um den schwachbrüstigen Ton ihrer Fotokameras aufzupeppen, so rief das bald Hersteller wie Roland, Tascam oder Zoom auf den Plan, die dann auch für Anwender im Consumer- oder Semipro-Markt Fieldrecorder entwickelten. Mit Modellen wie F4, F6 oder F8(n) hat der japanische Hersteller Zoom inzwischen sogar den bisherigen Branchenprimus Sound Devices gewaltig unter Zugzwang gesetzt. Als Antwort darauf brachte der die preisgünstigeren und kompakteren Fieldrecorder der MixPre-Reihe. Auch hier wurde also aus dem ursprünglichen Mixer/Vorverstärker MixPre ein vollwertiger Audiorecorder. Waren Fieldrecorder bis dato hauptsächlich im Film-, Video- oder Ambient-Sound-Bereich üblich, so werden die Geräte inzwischen auch im weiteren Umfeld genutzt. So bietet Sound Devices die drei MixPre-Modelle neuerdings sogar in modifizierten Versionen für Musikschaffende an, kenntlich an der Typenbezeichnung mit Endung „M”. Damit schließt sich ein Kreis in der technischen Entwicklung, denn die ersten kompakten Mobilrecorder, die Filmer nutzten (wie die von Zoom), wurden ursprünglich eigentlich mal für den Musikbereich entwickelt, um Songideen, Bandproben und Konzerte festzuhalten.

(Hans Ernst)