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IFA 2012: die Trends und Neuheiten

Die IFA ist vorbei - Zeit also mal genau hinzuschauen, welche Techniktrends sich wirklich abzeichnen. Das wohl spannendste Phänomen ist dabei die Touch-Bedienung, die sich nun durch alle Produktkategorien durchzieht - wobei man den Begriff gern etwas weiter fassen darf: selbst beim Beamer wird man künftig mit Gesten die Bedienung steuern.
 

Zugegeben: Der Trend war absehbar - schließlich dominiert die Touch-Bedienung schon länger die Branche. Doch in welcher Konsequenz die Firmen nun die neuen Bedienkonzepte angehen kann man jetzt erkennen - zum Beispiel an Samsungs Galaxy-Kamera von der es, versteckt in einer Ecke, auch Studien für die Videofilmer und Studiofotografen gab.

Ein ausgewachsenes Rig mit Schulterstativ, Handgriff und Monitor der via Bluetooth mit der Samsung Galaxy kommuniziert war dort zu sehen. Die Kamera, die auf der Basis des Android 4.1 Betriebssystem arbeitet, soll dabei nicht nur bei der Aufnahme die Steuerung einfacher machen. Nach der Aufnahme kann man die Fotos und später wohl auch Videos direkt bearbeiten und dank Anbindung ans Mobilfunknetz direkt auf den sozialen Netzwerken sowie auf Cloudspeicherplatz ablegen. Kein Wunder, dass Acers CEO Wong auf seiner Keynote-Präsentation zum Wandel der IT-Branche Zahlen präsentierte, nach denen bereits in zwei Jahren das Datenvolumen in den mobilen Telefonnetzen mehr Volumen einnimmt wie die Sprachübermittlung.

Gleichzeitig wächst mit der sehr frei auf eigene Bedürfnisse anpassbaren Touch-Bedienung der Bedarf nach einem Cloudservice, so dass man die eigene Oberflächengestaltung ohne Probleme auf andere Geräte übertragen kann. So sollen natürlich auch die Bilder sowie die Videos direkt in der Cloud gespeichert werden. Entsprechend versucht jeder Hersteller, ganz nach dem Vorbild von Apple, nun eigene Cloudservices zu etablieren. Denn da die Kundenindividualität viel Zeit in Anspruch nimmt, wird es zunehmend wichtiger diese Einstellungen zu sichern.

Genau das ist die Chance der Hersteller ihre Kunden an die eigene Produktwelt längerfristig zu binden. Damit ist dann auch das große Interesse der Hersteller an diesem Thema geklärt, denn wer hier zu spät dran ist wird kaum noch eine Chance haben Kunden zu binden. Ob die Verbraucher hier wirklich einsteigen und diese Systembindung eingehen bleibt aus unserer Sicht fraglich. Für wahrscheinlicher halten wir, dass sie ein offenes System bevorzugen. Wer dann zum Zuge kommen könnte wäre Google, die mit Android schon einen Fuß in der Tür haben.

Die 4K-Technologie erscheint bei den Fernsehern angesichts des gerade einmal mit großer Verzögerung angelaufenen HD-Fernsehübertragung relativ überstürzt und zudem versteckt sich hinter dem Begriff auch gleich mal wieder einige Ungereimtheiten: Quad-Full HD - so stellen es einige Hersteller in den Mittelpunkt - hat eine viermal höhere Auflösung von Full HD. Genaugenommen könnte man es also auch 8K nennen, denn das würde der Auflösung entsprechen. Stattdessen stellt man aber die Horizontalauflösung in den Mittelpunkt.

Samsung Touchbedienung DSC01761
Samsung lässt auf der IFA einen Künstler ran und zeigt wie er mit dem Galaxy Tablet eine Besucherin porträtiert.
Samsung Galaxy Cam Video DSC01888
Ganz an den Rand gedrängt und wegen spiegelder Glasflächen nur schwer einsehbar, zeigt Samsung Studien zur weiteren Nutzung der Galaxy Kamera. Das Rig für Videoanwendungen orientiert sich an Profilösungen.
Toshiba CevoEngine DSC01736
Cevo Engine tauft Toshiba seine Technologie für die 4K-Wiedergabe, die hier genauso vor allem Männer zum genau hinschauen animiert...
LG Grossbild Besucher DSC01870
...wie bei LG – die zwar eher auf 3D setzten und die Besucher mit ...

Aber wer ist die Zielgruppe für diese hohe Auflösung? Entgegen des hohen Interesses bei den Endverbrauchern richten sich die Monitore - nicht nur wegen des hohen Preises - an Anwender aus dem professionellen Bereich. Wer mit 4K-Camcordern produziert benötigt auch einen entsprechenden Vorschaumonitor - und außerdem soll dann der Film auch adäquat präsentiert werden. Also sind Produzenten und Messebauer, Architekten und Agenturen viel mehr im Fokus, wie das heimische Wohnzimmer. Das macht sich auch bei der Preisgestaltung bemerkbar. Sony ruft für seinen Monitor voraussichtlich über 20.000 Euro auf. Sharp zeigt einen 4K-Monitor mit Touchfunktion - für den es noch gar keinen Preis gibt, der viel mehr derzeit als Forschungsstudie zu verstehen ist. Der Monitor mit ICC-4K wird in einem Vorführraum einem Full HD-Fernseher gegenübergestellt. Das vorgestellte Videomaterial das die Vorzüge zeigen soll enthält viele feine Landschaftdetails - ob bei herkömmlichem Material noch ein Unterschied sichtbar ist bleibt die Frage.

Bei Toshiba zieht das 4K-Thema ebenfalls - doch hier sieht man es realistisch: Mit dem Thema positioniert man sich als Technologieführer, genauso wie man es mit dem ersten 3D-Monitor gemacht hat, der ohne Brille auskommt. Es geht darum früh Themenfelder zu besetzen und gleichzeitig auch Preisbewusstsein zu signalisieren. Auch wenn es hier noch keinen fixen Preis gibt: Der Toshiba 4K-Fernseher wird wohl unter dem 3D-Modell liegen, das für circa 8.000 Euro verkauft wird.

Neben all der großen Auflösung schon fast an den Rand gedrängt ist das Thema 3D-Fernsehen, das zwar alle präsentieren, doch dem man wohl keine so große Rolle mehr zuordnet. Lediglich LG schickt seine Besucher durch den gesamten Messestand mit 3D-Brillen. Doch selbst ein Neueinsteiger ins Europageschäft wie der chinesische Hersteller Hisense lässt das Thema nicht ganz außen vor: Hisense präsentiert auf seinem nicht ganz kleinen Messestand neben aktiven 3D-Fernsehern einen 3D-Fernseher, der ohne Brille eine stereoskopische Darstellung liefert. Die Raumwirkung geht hier nicht aus dem Fernseher heraus, sondern hinein. Die Qualität entspricht noch dem Versuchsstadium.

Schon deutlich besser sieht die 3D-Wirkung am Stand vom Fraunhofer Institut aus, wo man einen Fernsehr zeigt der über eine Art Fresnellinse neun Ansichten erzeugt und so mehreren Zuschauer gleichzeitig mit zwei Ansichten fürs linke und rechte Auge versorgt.

Die OLED-Technologie wird bei vielen größer herausgestellt - besonders deutlich bei LG. Havis Kwon, CEO der LG Electronics kündigte selbstbewusst an, dass "LG auf dem besten Weg ist, sich die Spitzenposition im globalen TV-Markt zu sichern." Dabei setzt das Unternehmen auf die OLED-Displays, 3D und - Smart TV. Samsung strahlt dagegen schon mit viel Überzeugung die Marktführerschaft aus: Nun will man nicht mehr nur mit den Preisen den Markt an sich ziehen sondern sieht sich schon länger in einer Technologieführerschaft, die man jetzt durch höhere Preise kapitalisieren will. Man kann gespannt sein, ob dadurch mehr Ruhe in den - trotz hoher Stückzahlen - extrem gebeutelten Fernsehermarkt kommt. Die anderen Hersteller wären für so eine Strategie wahrscheinlich dankbar. Für den Verbraucher bedeutet das dann steigende Preise.

Das Thema Smart-TV scheint von der gesamten Messe nicht mehr wegzudenken - Fernsehen und Internet sollen weiter zusammenwachsen. Dabei, und damit schließt sich wieder der Kreis, spielt nun aber zunehmend die Streichelware eine Rolle. Besonders konsequent präsentiert das Panasonic, wo man die Fernseher mit den Apps steuern darf. Doch gleichzeitig erweitert sich mit den Tablets und Smartphones die nutzbare Fläche: Man kann zusätzliche Inhalte auf das Smartphone bringen - die parallele Nutzung von Smartphone und Fernseher soll laut einer Studie sogar schon üblich sein. Warum also nicht, denken sich die Hersteller und versuchen die Kunden mit eigenen Angeboten an sich zu binden. Smart TV bedeutet für sie ein weiteres mal die Chance die eigene Kundenansprache zu erhöhen und eventuell ein weiteres mal zu partizipieren: In Form von Werbeeinblendungen.

Alle Neuheiten, die zur diesjährigen IFA vorgestellt wurden, haben wir außerdem für Sie in einem übersichtlich strukturierten News-Portfolio bereitgestellt. Das Portfolio finden Sie unter folgendem Link.

 
LG 3D DSC01885
... passiven 3D-Brillen über den Messestand schicken und immer noch das räumliche Fernsehen in den Mittelpunkt stellen. Die große Projektion am Standeingang ist, obwohl sie schon letztes Jahr zu sehen war, immer noch beeindruckend.
Sharp Touchscreen DSC01796
Touchscreenmonitore mit bis zu 80 Zoll Diagonale ziehen bei Sharp die Besucher an. Die Monitore sind aber noch nicht reif für die Großserie doch ....
Sharp Touchscreen2 DSC01784
... man kann sich vorstellen, wie die Schultafel der Zukunft aussieht und erkennt bereits jetzt wieviel Faszination das auf Kinder hat.
Sharp 3Meter DSC01815
Nur 3 Meter Abstand – so propagieren die Hersteller – braucht man damit ein über 80 Zoll großer Fernseher Sinn macht.
Grundig Catwalk DSC01663
Bei Grundig versucht man den modischen Aspekt in den Mittelpunkt zu stellen: Der Catwalk der Models ist gesäumt von Monitoren. Wohin die Besucher wohl eher schauen?

 

 
(jos)
 


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