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Independence Day II: Einsatz fĂĽr die Red Weapon 6K

Markus Förderer ist der Shooting-Star unter den deutschen Kameraleuten. Sein sechster Spielfilm ist ein Hollywood-Blockbuster. VIDEOAKTIV ­testete in Ausgabe 2/2017 die Red Weapon 6K und bringt hier in Ergänzung ein Interview über den Einsatz dieser Kameras bei „Independence Day: Wiederkehr“ als eindrucksvolles Praxisbeispiel.
 

Über ein ­Praktikum beim Arri-Kameraverleih und als Kamera­assistent bei Studentenfilmen fand Markus Förderer an die Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF). Noch vor seinem Abschluss des Kamerastudiums drehte der gebürtige Badener mit Tim Fehlbaum „Hell“, einen Endzeit-Thriller, den Roland Emmerich produzierte – und gewann damit den Deutschen Kamerapreis. Das Sci-Fi-Drama „I Origins“ von Mike Cahill brachte Förderer in die USA. Es folgte der Kurzfilm „I Remember”, der 2015 auf der Berlinale lief und ihm einen weiteren Deutschen Kamerapreis einbrachte. Videoaktiv wollte wissen, wie Förderer „Independence Day: Wiederkehr” kameraseitig gestaltete.

Sie wollten bei „Wiederkehr“ einen ganz besonderen filmischen Look kreieren – erklären Sie uns den?

Ich bin großer Fan von Analogfilm. Digitale Bilder finde ich oft zu scharf und crisp, zu hell und zu kontrastreich. Aber ich glaube, digital zu drehen hat trotzdem wahnsinnig viele Vorteile – man hat ein kompaktes Gerät, man kann die Belichtung sehen, man kann viel mehr an die die Grenzen gehen, weil man genau sieht, wo Schwarz oder Weiß ist, während man bei Film vielleicht noch ein bisschen mehr auf Nummer sicher belichtet, weil man noch nicht weiß, welche Schwankungen es im Kopierwerk gibt.
Mit Red-Kameras habe ich einen brauchbaren Workflow gefunden, mit RedlogFilm (Aufnahme mit Flachgamma-Kurve, Anm. der Red.) und einem 3D-Lookup-Table einen Look zu generieren, der filmähnlich ist, aber das Beste von Film und Digital verbindet, also einen guten highlight-rolloff (Überbelichtungsfestigkeit, Anm. d. Red.), aber trotzdem das Details in den Schwärzen erhält, wie es bei Digital existiert.

Welche Kameras haben Sie bei
Ihrem jĂĽngsten Film „Independence Day: Wiederkehr“  verwendet?

Wir hatten viermal die Red Epic und einen Prototypen der Red Weapon dabei. Die mischen sich relativ gut, denn sie haben alle den Red-Dragon-6K-Sensor. Die kompaktere Weapon haben wir dort eingesetzt, wo es wirklich ganz eng ist, in Autos oder Cockpits.

Woher kam die Entscheidung fĂĽr Red?

Mein erster Film, „Hell“, entstand auch auf Red. Das war einer der ersten in Europa, der auf dem damals neuen Red-Mysterium-X-Sensor gedreht wurde. Ich finde es spannend, nicht zu warten, bis etwas ganz etabliert ist, und habe auch keine Angst vor irgendwelchen „Kinderkrankheiten“. Auch „Stonewall“ …

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Markus Förderer war der Kameramann bei Independence Day II und erklärt im Interview, warum die Wahl der Kamera auf Red hinauslief.

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VIDEOAKTIV-Autorin Karla Fiehring im Gespräch mit DoP Markus Förderer.
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2016 drehte Markus ­Förderer (oben, links) mit Roland ­Emmerich die Fortsetzung von Emmerichs Blockbuster „Independence Day“ von 1996. Bei den Dreharbeiten entstand dieses Foto.
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In der VIDEOAKTIV 2/2017 testen wir das Kamera-Duo Raven und Weapon von Red.

… Ihr erster Film mit Roland Emmerich …

… wurde mit einer Red Epic Carbon Fiber gedreht. Der Film spielt in den 60ern, und obwohl das eine Digitalkamera ist, gab es einen sehr filmischen Look. Das fand ich gut.

Und warum für „Independence Day“ wieder Red?

Für Visual Effects ist die Raw-Aufzeichnung ziemlich hilfreich. Und die hohe 6K-Auflösung ist gut, um ein feineres Detail zu haben für die Bluescreen-Keys. Das Bild wird später runtergerechnet, wodurch kleine Artefakte oder Rauschen verschwinden.

Was ist bei einem 6K-Dreh zu beachten?

Man sieht einfach, wenn der Fokus auch nur leicht hinter dem Auge liegt. Man braucht also gute Focus puller. Aber manchmal muss man Takes auch zwei- bis dreimal machen wegen der Schärfe.
Es gibt Leute wie David Fincher, die drehen immer mit einem Look-Around (Überkadrierung, Anm. d. Red.), den man später anpassen kann. Wir haben meistens die komplette Bildfläche des Sensors genutzt – allerdings mit anamorphotischen Objektiven. Das heißt, die ganze Sensorhöhe, aber nicht die ganze Breite, weil unser Bild zweifach gestretched (in der Breite verzerrt, Anm. d. Red.) wird. Nur für gewisse Visual-Effect-Sequenzen haben wir weitwinkliger gedreht. Zum Beispiel, um die Kameravibrationen bei Explosionen zu realisieren. Für diese Wackler braucht man in der Post mehr Bildinformation.

Wie war die Handhabung der Kameras?

Praktisch. Mit so einem kleinen Body kannst du auf Steadicam, aus der Hand oder auf dem Kran relativ einfach drehen. Der Weapon-Body ist sehr gut für Handkamera. Ich bin relativ groß, und wenn ich selbst schwenke, dann kann ich die einfach vor den Körper nehmen.

Wie frei sind Sie in der Wahl der Kamera, des Sensors, der Aufnahmeformate?

Ich drehe Tests, zeige dem Regisseur die Ergebnisse und sage: Das ist meine Präferenz. Man muss argumentieren – wieso hat das Sinn für die Geschichte und auch für das Budget? Letztlich sind es die Datenmengen, die wirklich Kosten verursachen. Und Red-Raw ist da dank der Kompression sehr gut im Verhältnis von Datenmenge zu Bildqualität. Wenn man 8K dreht oder selbst 4K uncompressed Raw, entstehen sonst oft wahnsinnige Datenmengen. Bei einer leichten Kompression sieht das menschliche Auge den Unterschied aber selbst bei 400 Prozent Reinzoomen nicht. Es ergibt also einfach keinen Sinn, so viele Daten zu generieren, denn bei großen Filmen wie „Independence Day II“ werden vier Sicherungskopien gemacht und das ist am Ende wieder fast so teuer, wie auf Film zu drehen.

Wie unterstĂĽtzt Red Sie, bei einem Dreh oder auch sonst?

Ich bin ja meistens in Los Angeles, da haben die ihren Hauptsitz. Daher geben sie mir oft Prototypen oder neue Sachen zum Testen, was sehr interessant ist, weil ich eigentlich nicht gerne zweimal auf der gleichen Kamera drehe, sondern gerne fĂĽr jeden Film etwas Neues ausprobiere, einen neuen Sensor etwa.

Herr Förderer, vielen Dank für das Gespräch.


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