YouTube Instagram Vimeo RSS VIDEOAKTIV

Praxis-Report: So filmt das Rote Kreuz

Beitragsseiten

Wer engagiert filmt, wird gerne mal von seinem Arbeitgeber für die Dokumentation von Firmenereignissen eingespannt. Der Rettungsassistent Philipp Köhler arbeitet bei der DRK Rheinhessen-Nahe GmbH mit gut 700 Mitarbeitern. Er erstellt neben seinen Noteinsätzen Videos für die Leitstellen und vereint damit Hobby und Beruf. Warum setzt eine Pressestelle im Rettungsdienst konsequent auf bewegte Bilder?
 

Wenn Lebensretter Videos drehen, dann hat man erst mal die sogenannten „Blaulichtvideos" vor Augen, mit sensationsgierigen Reportern und zur Schau gestellten Opfern, wie man sie in Boulevardmedien oder den bekannten Online-Videoportalen findet. Doch damit hat das, was die Pressestelle des größten Rettungsdiensts in Rheinland- Pfalz macht, nichts zu tun. Hier werden Videos konsequent als Mittel der internen und externen Kommunikation genutzt. Beim Rettungsdienst Rheinhessen-Nahe des Deutschen Roten Kreuzes arbeiten rund 700 Menschen auf 18 Rettungswachen, zehn Notarztstandorten und zwei Leitstellen.

Natürlich gibt es in solch einem großen Unternehmen auch eine Pressestelle. Sie ist jedoch nicht umfangreich mit Personal und Technik ausgestattet, sondern lebt auch von Engagement und Improvisationstalent. Denn finanziert wird der Rettungsdienst durch die Krankenkassen, und die tragen verständlicherweise nur die Kosten, die durch den eigentlichen Auftrag entstehen. Videotechnik gehört eben nicht dazu. Mit welcher Technik arbeitet die Pressestelle, wenn es keine finanziellen Mittel gibt? Hier kommt Philipp Köhler ins Spiel.

Er ist nicht nur hauptberuflich dem DRK tätig, sondern ehrenamtlich (auch als Filmer und Pressesprecher) im Kreissverband Bad Kreuznach. Er hat es geschafft, wovon viele träumen: das Hobby zum Beruf zu machen – oder besser gesagt, sein Hobby in seinen Beruf zu integrieren.

So setzt er sein Equipment nicht nur privat, sondern auch in seiner Aufgabe als Kommunikations-verantwortlicher ein und stellt es dem Rettungsdienst gratis zur Verfügung. Fragt man Köhler nach seiner Motivation, antwortet er begeistert: „Es macht mir einfach Spaß, in dem Metier filmen zu können, das mich interessiert. Außerdem kann ich so am besten zeigen, was es bedeutet, als Rettungsassistent zu arbeiten – ein Bild sagt eben mehr als tausend Worte.

Und das gilt für bewegte Bilder noch viel mehr." Man merkt: Köhler hat hier sein Thema gefunden und weiß, worauf es ankommt. Er möchte Zuschauer für den Rettungsdienst und dessen Menschen interessieren, legt aber auch Wert darauf, dass alles so realistisch wie möglich dargestellt wird. „Unsere Videos sollen fesseln und begeistern. Gerade junge Menschen sprechen wir gezielt über dieses Medium an und möchten für den Beruf des Rettungsassistenten und Notfallsanitäter werben."

Für diesen Zweck hat der DRK-Rettungsdienst Rheinhessen-Nahe vor einiger Zeit einen professionellen Film produziert.

Rollentausch

Neben der Produktion von eigenen Videos und der Rolle als Kameramann und Regisseur kennt Köhler aber auch die andere Seite, denn an realen Einsatzstellen arbeitet er nicht als Kameramann. „Hier gibt es eine ganz klare Abgrenzung und Aufgabenteilung: Die Berufsjournalisten produzieren ihr Material selbst. Wir stehen gerne für Statements und Interviews zur Verfügung. So kommt es auch nicht zum Vorwurf, wir würden den Journalisten den Beruf streitig machen", erklärt Köhler.

Aufmacher
Der Rettungsassistent und Videodokumentarfilmer Philipp Köhler vereint Beruf und Berufung: Er dreht für den DRK-Rettungsdienst in Rheinhessen-Nahe Videos für die Pressearbeit.
Presse
Philipp Köhler ist Pressesprecher des DRK Rheinhessen-Nahe und deshalb vor Ort nicht als Kameramann unterwegs, sondern selbst der Ansprechpartner für die Presse.
Leitstelle
Dreharbeiten auf der integrierten Leitstelle des DRK Rheinhessen- Nahe mit dem Panasonic AG-AC 90. Ohne Kontrollmonitor möchte Philipp Köhler nicht mehr drehen.
Praxistage
Mit den Eindrücken von den Praxistagen im Rettungsdienst will das DRK für den Beruf und die Ausbildung werben und die Lobby des Rettungsdienstes stärken.

Bei größeren Einsätzen mit vielen Rettungskräften betreut er also die Journalisten und betreibt bei Bedarf eine Pressestelle vor Ort – manchmal mitten im Feld. Dann gilt es, mit den Reportern und Kameraleuten von TV-Sendern zusammenzuarbeiten. Als PR-Profi achtet er darauf, dass alle zu ihren Bildern kommen und die Persönlichkeitsrechte von Betroffenen und Einsatzkräften gewahrt bleiben: „Es kommt hier nur ganz selten zu Konflikten zwischen uns als Pressestelle und den Journalisten, was vor allem daran liegt, dass jeder seinen Job mit der nötigen Professionalität macht.

Dass man sich auch persönlich kennt, erleichtert die Arbeit natürlich zusätzlich." Allerdings kommt es an den Einsatzstellen in der letzten Zeit häufiger zu Problemen mit Hobbyfilmern oder Fotografen ohne redaktionellen Auftrag oder Presseausweis. Hauptanlässe, bei denen Köhler selbst hinter der Kamera steht, sind beispielsweise Praxistage der Auszubildenden, Pressekonferenzen oder Events wie das traditionelle Sommerfest. Beim DRK-Rettungs-dienst versteht man Videojournalismus einerseits als Teil der Social-Media-Strategie, andererseits als perfekte Möglichkeit, die Lobby der Rettungs-assistenten durch „emotionalisierende" und ansprechende Videos zu stärken.

Die sollen aber auch die vielen Mitarbeiter im dezentral organisierten Unternehmen an den Ereignissen teilhaben lassen. Die Event-Reportagen sind nur schwer von einer One-Man-Show umzusetzen. Zum Glück gibt es immer wieder Mitarbeiter, die ebenfalls Spaß am Fotografieren und Filmen haben und Köhler beim Dreh zur Seite springen. Er muss nie lange warten, wenn er „Hältst du mal die Kamera?", „Bringst du mir mal die Tasche?" oder „Trägst du mal das Kabel hinter mir her?" fragt.

Ein Drehtag bei Praxistagen dauert im Rettungsdienst schon mal gut und gerne acht Stunden – Köhler möchte eben nichts verpassen und weiß, dass man bei solchen Anlässen meist keine zweite Chance bekommt und die Einstellung nicht x-mal wiederholen kann. Daher heißt es häufig: draufhalten und mitnehmen, was geht. Das schlägt sich natürlich auch im Rohmaterial nieder: Rund 50 Gigabyte können es an so einem Tag schon mal werden.

Daraus entstehen dann Clips von bis zu sieben Minuten Länge. „Mehr ist für die Sozialen Netzwerke und YouTube nicht drin. Das schaut sonst keiner mehr an", weiß er aus Erfahrung. Manchmal kann er aber doch nicht auf bestimmte Szenen verzichten und schneidet eine Extended-Version zusammen, die dann auch mal 15 Minuten dauert. „So haben wir einen Teaser zum Anfüttern und die Extended-Version für fachlich Interessierte zu bieten."