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Ratgeber: Camcorder online sicher kaufen

Das Internet ist ein wichtiger Verkaufskanal für alle Hersteller geworden. Hier findet man echte Schnäppchen – aber auch reichlich Dubioses. Unser Ratgeber erklärt, wie man aus den vielen Angeboten die passenden herausfiltert und zeigt mit durchschnittlichen Marktwerten, was junge gebrauchte Kameras und Camcorder noch wert sind.
 

Nie ist der Wertverfall größer als in den ersten Tagen nach dem Kauf – das beste Beispiel dafür sind die Tageszulassungen, mit denen Händler einen Grund für saftige Rabatte bekommen. Doch den Wertverlust gibt es nicht nur bei Fahrzeugen: Wer eine Kamera wenige Wochen nach dem Kauf wieder los werden will, muss extrem mit dem Preis heruntergehen, denn er steht im Wettbewerb mit dem Internethandel, der eh schon oft mit großen Nachlässen um die Kundschaft buhlt. Trotzdem kommt es vor, dass Kameras nach kurzer Zeit wieder veräußert werden – und zwar gar nicht so selten.

Auf Ebay waren zum Zeitpunkt unserer Recherche, Anfang Oktober 2012, immerhin 5661 Camcorder im Angebot, 69 Prozent davon neu – bleiben immer noch 1755 Gebrauchte: fast jeder dritte. Rund 11 000 Camcorder, darunter knapp 3500 gebrauchte, werden so pro Monat über den Onlinemarkt verkauft. Wesentlich größer ist die Auswahl bei Digitalkameras: 18 189 Angebote waren Anfang Oktober 2012 auf Ebay eingestellt; 34 870 Kameras wurden im ersten Halbjahr 2012 durchschnittlich pro Monat verkauft, darunter mit 62 Prozent etwas weniger Neuware als bei den Camcordern. Entsprechend ist mit 13 250 gebrauchten Fotokameras pro Monat die Auswahl reichlich.

Laut einer Umfrage des Bundesverbands der Informationswirtschaft haben 94 Prozent aller deutschen Internetnutzer schon mal online eingekauft. Die Bereitschaft, über das Web zu bestellen, ist also inzwischen quer durch alle Gesellschaftsschichten vorhanden. Wir haben deshalb die Onlinemarktplätze von Amazon und Ebay sowie die Preissuchmaschinen durchforstet und die wichtigsten Erkenntnisse für den Schnäppchenkauf zusammengetragen.

Wer ein Schnäppchen machen will, wird im Internet fündig. In der Realität hat die Rabattschlacht aber auch den örtlichen Handel erreicht, obwohl man hier ja immerhin Räume und Berater bezahlen muss. Entsprechend versuchen einige Onlinehändler, noch günstiger einzukaufen und damit die hiesige Preisstruktur zu unterbieten. Das Stichwort heißt Grauimporte: Als Graumarktwaren bezeichnet man Produkte, die zwar Originalerzeugnisse eines bestimmten Herstellers sind, die aber abseits von dessen offiziellen Vertriebskanälen gehandelt werden. Entscheidend dabei ist: Waren, die innerhalb der Europäischen Union verkauft werden sind unproblematisch – doch hier gibt es auch deutlich weniger Preisdifferenzen. Deshalb kaufen einige Händler über Umwege, etwa die Niederländischen Antillen.

Doch für die Hersteller ist es im Rahmen der Qualitätssicherung wichtig, dass die offiziellen Vertriebskanäle eingehalten und die Waren nicht außerhalb von diesen gehandelt werden. Tritt nämlich ein Garantiefall ein, muss der Hersteller in Deutschland mit anderen Kosten kalkulieren als in asiatischen Ländern. Deshalb hat er das Recht, seine eigenen Vertriebswege festzuschreiben: Garantieleistungen davon abhängig zu machen, dass die Ware bei einem autorisierten Fachhändler bezogen wurde, ist in der Regel rechtens. Der Kunde mit seinem defekten Graumarktgerät muss sich (innerhalb der Garantiezeit) an den Händler halten.

Doch ob man den dann noch zu greifen bekommt, ist eher fraglich. Umso wichtiger wird die Recherche, wer hinter der jeweiligen Verkaufsplattform steckt – das gilt für Neu- wie für Gebrauchtware.

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Einen Tag vor Angebotsende hat dieser Camcorder noch nicht das Mindestgebot des Verkäufers erreicht. Im Schnitt erzielte der angebotene Canon Legria HF R 36 einen Auktionswert von knapp 200 Euro.

Unser Tipp:

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Nicht immer sind Auktionen ein Schnäppchen – dieser Verkäufer versucht es mit einem relativ hohen Startgebot, das über dem durchschnittlich erzielten Preis des Einsteiger-Camcorders Panasonic HC-V 100 liegt.

Recherche vor dem Kauf

Kauft man über die großen Onlinemarktplätze Ebay und Amazon, kann man sich über die Bewertungen relativ leicht einen ersten Überblick verschaffen. Doch das ist nur die halbe Miete, denn wichtiger ist der Blick in den Kommentarverlauf. Hier sieht man, wie sehr Händler darauf bedacht sind, eine weiße Weste zu behalten: Bei unserer Recherche fanden wir Händler, die zwar die maximale Punktbewertung der Preissuchmaschinen hatten, bei denen im Kommentarverlauf aber nahezu jede zehnte Bewertung entweder vom Käufer wieder zurückgezogen oder aber von den Portal-Administratoren gelöscht worden war. Oft mit dem Hinweis: „unstimmige Benotung". Deshalb nehmen sowohl Amazon als auch Ebay für sich in Anspruch, bei der Käuferbewertung Neutralität walten zu lassen. Besonders aktive Verkäufer ohne Reklamationen bekommen bei Ebay zudem ein Fünf-Sterne-Logo, wobei das in der Regel gewerbliche Verkäufer mit einem Ebay-Shop sind.

Immer sinnvoll ist ein Blick auf die Homepage des Anbieters – auch dann, wenn man über einen Onlinemarktplatz bestellt. Dabei geht es nicht um die grafische Präsentation des Unternehmens. Viel wichtiger sind Impressum und Kontaktdaten: Passen Firmensitz und Telefonvorwahl zusammen? Wenn eine kostenfreie Hotline-Nummer angeboten wird sollte dennoch eine „normale" Telefon- oder wenigstens Faxnummer angegeben sein, über die sich der Abgleich erledigen lässt.

Zudem gehört laut Telemediengesetz der Geschäftsführer ins Impressum des Shops. Schon die Suchmaschinensuche nach dem Shopnamen und dem Geschäftsführer offenbart Hintergründiges: Wir konnten in mehreren Tests innerhalb von Sekunden über die Eingabe des Geschäftsführernamens, gekoppelt mit dem Wort Impressum, herausbekommen, dass dieser gleich mehrere Shops mit identischem Produktportfolio, aber mit jeweils eigenständiger GmbH betreibt – das sieht windig aus.

Ein Blick auf die Website des Bundesministeriums der Justiz unter www.unternehmensregister.deoffenbart Gründungsdatum und Bilanz (zurzeit bis 2010/2011) von Gesellschaften mit beschränkter Haftung, da diese zur Veröffentlichung verpflichtet sind. Damit kennt man zum einen das Haftungskapital, zum anderen kann man die Handelssumme überschauen. Wenn gleich mehrere GmbH mit minimalem Haftungskapital von 25 000 Euro eingetragen sind (beziehungsweise als GmbH neu eingetragen sind), sollte man skeptisch sein.

Zahlungvarianten

Klar ist, dass die speziell für das Internet entwickelten Bezahldienste immer wichtiger werden. Der Rechnungskauf ist dennoch weit verbreitet, weil man die Ware erst begutachten kann, ehe man bezahlt – für den Kunden ein sicheres Verfahren, für den Händler entsteht dagegen ein vergleichsweise hohes Zahlungsausfallrisiko, weshalb viele Shops diese Option nur für Bestandskunden anbieten.

Da bleiben als zweite, für Kunden noch vertretbar sichere Lösung, die Bezahldienste wie Paypal oder Clickandbuy. Beide bieten ein Reklamationssystem inklusive Moderation zwischen Kunden und Händler sowie eine Möglichkeit zur Geldrückforderung. Ebenfalls relativ sicher ist der Lastschrifteinzug: Hier räumt man dem Händler zwar den Zugriff auf das Konto ein, doch man kann innerhalb von sechs Wochen ab Zugang des Konto-Rechnungsabschlusses den Lastschriftbetrag zurückholen. Ein Rechnungsabschluss erfolgt bei den meisten Banken quartalsweise, das heißt, sie erteilen den Rechnungsabschluss immer nach einem Vierteljahr. Hier hat man also vergleichsweise viel Zeit – ein Grund dafür, warum diese Zahlmethode von Shops kaum noch angeboten wird.

Wer mit Kreditkarte bezahlt, sollte vorsichtig sein. Gerade wenn die Daten in mehreren Shops hinterlegt sind, muss man regelmäßig und gründlich die Abrechnungen überprüfen.

Auch wenn es sicher scheint: Auf Vorkasse und Nachnahme sollte man verzichten. Beide Zahlmethoden sind für den Kunden nämlich vergleichsweise unsicher: Wenn der Paketdienst vor der Türe steht, gibt es keine Möglichkeit, den Inhalt zu prüfen, da man das Paket erst nach der Bezahlung öffnen darf. Eine Methode, die Zahlung rückgängig zu machen, gibt es für beide Zahlungsarten nicht.

 
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Die Bezahlung auf Rechnung ist das beliebteste Verfahren – zu Recht: Es ist für den Käufer das sicherste. Bei windig wirkenden Verkäufern lieber auf Vorkasse und Nachnahme verzichten.
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Eine Auflistung einiger Camcorder samit Preisabschlag in Prozent.

Gebrauchtbörse

Alle Camcorder-Modelle aller Baujahre gibt es auch gebraucht.

Erstaunlich, aber wahr: Selbst die 2012 vorgestellten Modelle sind bereits gebraucht zu haben. Wir haben ĂĽber Ebay recherchiert und die durchschnittlichen Marktpreise von gebrauchten Modellen ermittelt. Dabei haben wir mehr Modelle abgefragt, als in der Liste vertreten sind. Festhalten kann man: aktuelle Modelle aus dem semiprofessionellen Lager oder darĂĽber werden nicht gebraucht versteigert. Selbst eine Sony NEX-VG 20 war da nicht zu finden. Erstaunlich wenig gebraucht gehandelt werden Camcorder von JVC. Von fĂĽnf gesuchten Modellen konnten wir nur fĂĽr zwei entsprechende Angebote finden. Auch bei Sony konnten wir zu vier Modellen keinen Gebrauchtpreis ermitteln. Bei Canon scheint der Preisabschlag fĂĽr gebrauchte Kameras am deutlichsten zu sein: Durchschnittlich gut 45 Prozent auf aktuelle Modelle ist vergleichsweise viel, denn bei Panasonic sind es knappe 39 und bei Sony sogar nur gut 32 Prozent.

Damit ist klar, dass nicht immer alle Modelle stets gebraucht zu bekommen sind, doch von allen recherchierten Modellen gab es im Verlauf eines Quartals gleich mehrere Angebote. Der angegebene Preis ist der durchschnittliche Preis beim Abschluss der Ebay-Auktion.

(jos)

 


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