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Audionamix IDC: Audio-Reparaturfilter zur Tonverbesserung im Test

Der Instand Dialogue Cleaner befreit Sprachaufnahmen von Hintergrundgeräuschen – fast nur mit einem Regler. Wir verraten in diesem Test wie gut das funktioniert und zeigen noch ein anderes Tool, das ebenso interessant ist.

Schlechte Sprachaufnahmen mit dem Kameramikrofon, laute Hintergrundgeräusche oder Wind sind Ärgernisse, die in der Postproduktion häufig nur schwer zu beheben sind. Die Bordmittel der meisten Schnittprogramme zum Bereinigen von O-Tönen sind oft dürftig. Spezialisierte Denoiser helfen Rauschen, Hintergrundgeräusche und sogar Hall aus den Aufnahmen zu entfernen (siehe Ausgabe 5/2018). Doch meist ist dieser Prozess nicht ganz einfach. Der Instant Dialogue Cleaner (IDC) verfolgt hier ein anderes Konzept. Das Plug-in basiert auf einer Technologie, die Audionamix „ADX“ nennen und die dafür entwickelt wurde, in einem Musikstück Gesang vom Rest der Musik zu isolieren. Dabei wird die Stimmlage automatisch analysiert und über einen adaptiven Filter vom Rest des Audiospektrums getrennt. Diese Technologie eignet sich natürlich auch für O-Töne, die oft durch Hintergrundgeräusche gestört werden. Zentrales Element im IDC ist ein Drehregler, mit dem man den die Lautstärke der Hintergrundgeräusche einfach lauter oder leiser drehen kann.

Audionamix IDC Pegel premiere webDer zentrale Drehregler pegelt das Verhältnis von Hintergrundgeräusch und Stimme. Bei Aufnahmen mit einem Atmo-Mikrofon auf einem Flugplatz führen die Optionen für „Strength“ und „Speech“ zwar zu einem dumpfen Klangbild, aber der O-Ton wird wieder verständlich, wie die Waveform des Filters mit IDC deutlich zeigt.

Die Analyse erfolgt automatisch. Zwei weitere Regler können die Wirkung des Filters noch erhöhen oder die relative Lautstärke der Sprache verändern. Nur mit dem zentralen Drehregler, der die Lautstärke des Hintergrundgeräusches um 24 dB senken kann, zeigt der IDC gute bis sehr gute Ergebnisse. Der Lärm einer Baustelle auf einem Kameramikrofon ließ sich so mit einem Dreh so weit absenken, dass er kaum noch wahrnehmbar ist. Besonders gut funktioniert das bei der Entfernung von Windgeräuschen aus einem O-Ton. Die sehr leichte Verfremdung des Klangs der Stimme war in allen Fällen geringer als bei den gängigen Denoisern, beispielsweise dem in Audition. Auch Hall lässt sich einfach aus der Aufnahme entfernen, so dass ein Interview mit einem Kameramikrofon aus einigen Metern Entfernung wieder sendefähig wird. Bei starkem Hall verändert das zwar die Stimmcharakteristik hörbar stärker, die Sprachaufnahmen sind aber viel besser zu verstehen.

Audionamix IDC Pegel logo test va

Testergebnisse

Hersteller   Audionamix
Produkt   Instant Dialogue Cleaner (IDC)
Preis   119 Euro
Internet   hyperactive.de
Plus/Minus    
    + sehr einfache Bedienung
+ wenig Artefakte
– Einstellungen bei Wiedergabe: störende Übersteuerungsartefakte
Urteil
  hervorragend
Preis/Leistung   gut

Hier leistet IDC mit nur einem Regler wirklich Erstaunliches. Natürlich gibt es bei starken Veränderungen im Signal immer noch Artefakte: Beim Einsatz des „Stärke“- und „Speech“-Reglers wird die Stimme dumpfer, ein Pumpen beim Einsetzen der Sprache wird deutlich hörbar – ist aber weniger schlimm als in den üblichen Gate-Filtern in Premiere, Cubase oder Final Cut Pro X. Nur wenn O-Ton und Sprache in Lautstärke und Frequenzspektrum zu nahe beisammen liegen, kann auch der IDC kaum helfen, so bei einer Szene in einer Bar mit dem typischen Hintergrundgemurmel.
Bei Aufnahmen in einer Kirche, bei denen die Kamera zehn Meter vom Protagonisten entfernt war, konnte durch die „Stärke“ von 5 die Sprache so weit isoliert werden, dass sie verwendbar war. Bei schon komprimierten O-Tönen aus einem Dokumentarfilm hat der Filter mehr Schwierigkeiten und bietet nur eine leichte Verbesserung, bis das Ergebnis stark verfremdet klingt. Vorsicht beim Arbeiten mit Kopfhörern: Man sollte die Regler des IDC nicht bei laufender Wiedergabe einstellen, das führt kurzzeitig zu Übersteuerungsartefakten.

FAZIT
Ein Audio-Plug-in, das Sprachaufnahmen mir nur drei Reglern von Störgeräuschen oder Musik befreien kann. Wer es möglichst einfach haben will, der hat mir dem IDC eine einfache und schnelle Alternative, ohne sich groß mit den Funktionen diverser Reparaturfilter befassen zu müssen. Dabei treten weit weniger häufig Veränderungen in dem Klang der Stimme und Pumpeffekte auf als bei anderen Filtern. Insgesamt war es beeindruckend, was der IDC aus scheinbar unrettbaren Aufnahmen noch herausholen konnte.

Autor: Christoph Harrer