Umfrage: Mehrkamera-Aufnahmen und Farbmanagement
Um es direkt zu sagen: Eine wirklich repräsentative Umfrage ist es bei 625 befragten Teilnehmern natürlich nicht, zumal die Teilnehmer sowohl aus dem professionellen Produktionsalltag (30 Prozent) als auch aus dem Hobbyisten-Lager (70 Prozent) kamen. Doch schon das Interesse an Farbmanagement, definiert wie populär das Filmen mit Log-Profilen oder in RAW-Dateien geworden ist. Das liegt nicht zuletzt an der Nutzung unterschiedlicher Kameras, denn die meisten nutzen mehr als ein Kamera-System im Rahmen eines Filmprojekts und müssen deshalb mit unterschiedlichen Farbcharakteristika arbeiten. Das erhöht den Zeitaufwand für den Farbabgleich des Footage-Materials zwangsläufig.
Wir haben das Webinar für unser VIDEOAKTIV-Magazin aufgearbeitet und bieten nicht nur das Video, sondern auch einen Artikel dazu.
Dabei machen derzeit 60 Prozent der Filmschaffenden eine Farbabstimmung nach dem Prinzip Pi mal Daumen: 60 Prozent nehmen ihren Farbabgleich rein visuell nach Augenmaß vor, 12 Prozent arbeiten mit LookUp-Tables und 28 % haben Farbreferenzkarten im Einsatz. Nicht zu Unrecht weißt Datacolor darauf hin, dass ein visueller Abgleich immer nur eine geschätzte Näherung ist und kein messtechnisches Verfahren darstellt. In letzter Konsequenz kann das visuelle Verfahren dazu führen, dass über die Länge des finalen Films, bei dem i. d. R. unzählige Clips verwendet werden, die Farbtonalität changiert. Ein professionalisierter Workflow bedeutet hingegen vereinfacht, das komplette Footage-Material messtechnisch mit einer Farbkarte abzugleichen, danach den Film zu schneiden und im letzten Schritt das gewünschte Colorgrading durchzuführen.
Wir haben in dem von uns durchgeführten Webinar gefragt, wie häufig die Teilnehmer einen automatischen Weißabgleich vornehmen: 56 Prozent gaben an, der Automatik immer zu vertrauen, 39 Prozent nehmen manchmal einen automatischen Weißabgleich vor und nur die verbleibenden 6 Prozent machen regelmäßig einen manuellen Weißabgleich oder stellen eine feste Farbtemperatur ein. Letzteres wäre der professionelle Weg, der auch die Basis für ein korrektes arbeiten im Colorgrading ist und damit auch die Basis für die Arbeit mit Farbkarten ist. Letztlich arbeiten also viele mit Log-Profilen, hebeln aber die Vorteile schon gleich beim Dreh aus. Denn wer mit dem automatischen Weißabgleich arbeitet, riskiert wechselnde Farbtemperaturwerte während der Aufnahme. Ein „richtigen“ Weißwert gibt es dann also nicht und somit ist das Filmen mit Log-Profilen nahezu zweckfrei. Dazu passt dann auch dass derzeit 63 Prozent der Teilnehmer tatsächlich noch in den Standardeinstellungen der Kameras drehen.
Workshop: Farbkorrektur mit Farbkarten in Premiere Pro
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Link zum Hersteller: Datacolor - Spyder Checkr Video