Ob beim Dreh, Schnitt oder bei der Tonmischung: Kopfhörer sind für Filmer fast so wichtig wie der Camcorder. Immer dann, wenn der Originalton der Szene unwiederbringlich ist, gilt es, die Ohren zu spitzen. Aber nicht alle Kopfhörer taugenwirklich als Hör-Hilfe. VIDEOAKTIV hatte ganze 22 Kopfhörer für Filmer im Test - hier die Ergebnisse.
Bei kaum einem wichtigen Zubehör ist die Auswahl so unübersichtlich wie bei Kopfhörern. Irgendwelche gibt's im Geiz-ist-blöd-Markt, die bekannten Spezialisten vertreiben auf den ersten Blick passable Modelle sowohl in Konsumentenwie Profivarianten. Wo da die Unterschiede liegen, sieht man aber nicht immer sofort. Und auch in des Filmers Brust schlagen zwei Herzen – ohne dass er sich darüber im Klaren wäre.
Am Camcorder oder Schnitt-Notebook soll der Kopfhörer ausreichend laut sein. An einem stationären Schnittplatz, am Mischpult oder im Tonstudio stehen hingegen leistungsstarke Kopfhörerverstärker bereit – da ist Lautstärke nicht so wichtig. Beim Dreh oder Einfangen von Atmos in freier Wildbahn soll der Kopfhörer zudem möglichst fest sitzen und Umgebungsgeräusche vom Ohr fernhalten. In ruhiger Umgebung, also am heimischen oder Firmen-Schnittplatz, irritieren den Filmer zupackende, geschlossene Exemplare aber schnell und drücken auf die Ohren. Die Frage lautet somit: Gibt's einen Kopfhörer, der zum Dreh wie im Studio taugt und dabei bezahlbar und praxisgerecht ist? Oder soll der Filmer gleich zwei im Etat einplanen – einen für den Dreh und einen für die Nachbearbeitung?
An nicht weniger als 22 Testkandidaten will VIDEOAKTIV diese Frage beantworten.
Um den Andrang an (semi-)professionellen Modellen bewältigen zu können, hat VIDEOAKTIV zwei Preisklassen gebildet. Die erste reicht bis 200 Euro.
Bei kaum einem wichtigen Zubehör ist die Auswahl so unübersichtlich wie bei Kopfhörern.
Diese beiden Kandidaten wecken Profi-Ambitionen: Solche Modelle kennt man von Kameraleuten im TV-Studio. Die Kopfhörer gibt's in verschiedenen Impedanz-Varianten sowie wahlweise mit nur einer Muschel und einem Mikro für die andere Seite. Die rechteckigen, ausladenden Hörer sind selbst für Erwachsene einen Tick zu groß und folglich nicht allzu komfortabel.
Beim Klang bekleckern sich beide nicht übermäßig mit Ruhm: Der DT 100 näselt und trötet hörbar; der DT 150 kann's deutlich besser – zu den Bestklingenden des Tests bleibt der Abstand aber groß. Beide Hörer dürften sich im Rundfunkstudio oder in der Senderegie wohlfühlen, wo es nicht um Klang, sondern um Zuverlässigkeit und robuste Verarbeitung geht. Das bieten beide Beyerdynamic-Hörer. Angesichts einer Preisdifferenz von nur zehn Euro bleibt dennoch die Frage offen: Reichte das Modell DT 150 im Sortiment nicht aus?
Der 380er ist das Spitzenmodell im Profi-Portfolio des niedersächsischen Kopfhörerspezialisten. Trotz des moderaten Preises erwarteten die Tester somit einiges – und wunderten sich dann nur noch. Der sehr sperrige HD 380 pro sitzt recht unangenehm auf dem Kopf. Seine Lautstärke reicht selbst für Mobilgeräte, auch die Umgebungsgeräusche dämmt er gut. Sein Klang überzeugt aber kaum: Der Sennheiser betont die mittleren Lagen und beginnt recht früh zu plärren.
Das AKG-Duo ist eng miteinander verwandt. Am 141er lässt sich das Kabel dank eines soliden, kompakten Steckers problemlos tauschen, sein Haltebügel ist etwas aufwändiger gearbeitet. Zudem bringt er einen zweiten Satz Polster und ein Spiral- sowie ein glattes Kabel mit. Beide Hörer sind halboffen, also eher für die Nachbearbeitung gedacht.
Dort würden sie sich ganz gut machen – drückten die schmalen Polster nicht nach kurzer Tragezeit auf den Ohren. Das ist schade, denn beide Hörer spielen recht munter und neutral auf. Die Lautstärke langt auch für Mobilgeräte; der Klang ist ausgewogen. Tiefbass lässt das günstige AKG-Duo vermissen. Doch das ist nicht sein größtes Manko, sondern der mäßige Sitz.