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Metabones Speed-Booster: Sensorlupe fĂŒr Vollformat-Optiken

Einen APS-C-Bildsensor kann man auf 35mm-Vollformat vergrĂ¶ĂŸern, indem man ihm eine Lupe vorsetzt. So einen Lupenadapter hat Metabones mit seinem Speed-Booster vorgestellt. Er macht gĂŒnstige Foto-Objektive lichtstĂ€rker und Filmer von Systemoptiken unabhĂ€ngiger. Im Netz schwirren nun bereits viele GerĂŒchte, wie dadurch TiefenschĂ€rfe und LichtstĂ€rke beeinflusst werden.
 

Hier die Antworten:

Fakt ist: Durch den Adapter wird aus einem Objektiv mit einer LichtstÀrke von 2,5 und einer Brennweite von 50 mm wie etwa dem 250 Euro teuren Canon EF 2,5/50 mm Compact Macro, ein Objektiv mit einer höherer LichtstÀrke von etwa 1,4 und einer tatsÀchlichen Brennweite von 35,5 mm, wenn es an Kameras mit kleinerem Bildsensor wie APS-C oder Micro Four Thirds angeschlossen sind.

Technisch ist der Adapter nichts weiter als ein Weitwinkeladapter mit Faktor 0,7, der statt vor der Linse nun dahinter sitzt. Das ist nur bei Systemkameras machbar, da nicht wie frĂŒher der Spiegel, der Spiegelreflex im Wege ist.

Ökonomisch sorgt ein solcher Adapters dafĂŒr, dass gĂŒnstige, gebrauchte Fotolinsen nun besser fĂŒr Video taugen, da ihre Abbildungsleistung ausreicht und ihre LichtstĂ€rke steigt. Gerade die kleinen GehĂ€use, etwa fĂŒr das Canon-M-System oder das Sony NEX-System, fĂŒr die es  nicht viele lichtstarke Optiken gibt, können hier profitieren. Allerdings kostet der Metabones-Adapter selbst knapp 600 Euro, was fĂŒr eine gute optische QualitĂ€t der in den Adapter integrierten Meniskuslinse spricht. Außerdem ĂŒbertrĂ€gt Metabones auch Steuersignale zwischen Kamera und Objektiv.

1. Der Bildwinkel wird grĂ¶ĂŸer.

Der Adapter verkĂŒrzt aus Sicht der Optik die Brennweite (focal reducer), aus Sicht des Bildes und des Sensors verlĂ€ngert er sie um einen Faktor von etwa 1,42. also nicht ganz um den benötigten VerlĂ€ngerungsfaktor von 1,6 bei Canon/Sony-APS-C-Sensoren und 1,5 bei Nikon DX-Sensoren. Dennoch ist der Bildwinkel schon recht Ă€hnlich. Wer durch eine Vollformat-Kamera blickt (etwas Canon 5D MkIII), sieht fast den gleichen Bildausschnitt wie wenn er die gleiche Optik mit Metabones-Adapter vor seine NEX-VG30 steckt. Deutlich „teliger" (nĂ€her) bleibt der Eindruck bei Micro Four Thirds-Kameras wie sie Panasonic (etwa GH 3) oder Olympus anbieten.

2. Die LichtstÀrke steigt.

Die LichtstĂ€rke ist das VerhĂ€ltnis von Brennweite zum Durchmesser der Frontlinse (FĂŒr Fachleute: das stimmt nĂ€herungsweise fĂŒr Teleoptiken, korrekt ist das Maß der Eintrittspupille). Eine Optik mit einer 100 mm-Frontlinse hat bei 50 mm-Brennweite eine LichtstĂ€rke von Blende 2 (100/50 = 2). Nach dem Aufsatz des Metabones-Adapters betrĂ€gt die LichtstĂ€rke des Systems vor dem Sensor folglich 1,4. (100/(50 x Faktor 1,42)= 1,4) Das ist eine Blende Unterschied. Bauartbedingt ist bei dem Adapter eine kleinere Blende als 0,9 nicht möglich. Nebenbemerkung: Die LichtstĂ€rke steigt bei jedem Weitwinkelvorsatz, der die Brennweite verkĂŒrzt. Bei schlechten allerdings, machen Streuverluste die Wirkung zunichte.

 
01 metabones speedbooster

Der Booster-Effect: Links die Bildwirkung einer Carl Zeiss 50mm/1.4 mit einem normalen APS-C-Adapter ohne Linse. Rechts die gleiche Linse, adaptiert mit dem Speed-Booster.

Das Bild stammt aus dem Metabones Whitepaper zum Speed-Booster, das auf der Homepage veröffentlicht wurde.

Metabones
Metabones Speed-Booster: Wird zwischen Optik und Sensor die richtige (konkav/konvex)-Linse geklemmt, passt plötzlich mehr ins Bild und es wird sogar heller. Typische Vorsatzlinsen kosten dagegen LichtstÀrke.

3. Die TiefenschÀrfe bleibt gleich.

Verantwortlich fĂŒr die TiefenschĂ€rfe ist allein die Blende. Solange nicht abgeblendet werden muss, bleibt die TiefenschĂ€rfe-Wirkung theoretisch gleich: In unserem Beispiel heißt das, dass bei der Vollformat Kamera mit Blende 2 und bei der APS-C-Kamera und Adapter mit Blende 1,4 ein Ă€hnlicher UnschĂ€rfebereich erzielt wird. In der Praxis gleicht die Adapterlösung den Unterschied zwischen den SensorgrĂ¶ĂŸen nicht ganz aus. Deshalb bleibt ein SchĂ€rfentiefe-Vorteil fĂŒr die Vollformat-Lösung.

4. Die Abbildungsleistung geht zurĂŒck.

Auch wenn das Metabones anders sieht – die klassische QualitĂ€tskurve zur Linsenbeurteilung, die KontrastĂŒbertragungfunktion (MTF), kann bei digitalen Systemen nur in Verbindung mit einem bestimmten Sensor betrachtet werden. Erst die Kombination zeigt die QualitĂ€t. Wenn ein Adapter verfĂŒgbar ist, werden wir die FunktionalitĂ€t mit Micro Four Thirds-Kameras und mit Sony NEX-Cams testen. Des weiteren entscheiden Abbildungsfehler ĂŒber die tatsĂ€chliche BildqualitĂ€t.

Metabones macht keinen Unterschied zwischen Videoanwendungen und Fotoanwendungen. FĂŒr die niedrige Auflösung von Video, selbst bei 4K-Auflösung, mag, geringe Randverzeichnung vorausgesetzt, der 655 Euro teure Adapter eine gute Investition fĂŒr alle sein, die Großformat-Sensorkameras zum Filmen einsetzen. Bei Fotos mit 12 bis 24-Megapixel muss die Abbildungsleistung wesentlich höher sein.

Der interessanteste Speed-Booster dĂŒrfte der fĂŒr EF-Bajonett (Canon-Optiken) auf E-mount (Sony) sein. Hier soll sogar die Blendenautomatik, Autofokus, Bildstabilisierung und die Exif-DatenĂŒbertragung funktionieren. Wer Leica, Nikon-F, oder Contax-Linsen anschließen will, muss sich noch ein wenig gedulden.

Bald dĂŒrfte der Adapter fĂŒr Micro Four Thirds-Kameras fertig werden, da hier der Nutzen, was Weitwinkel und LichtstĂ€rke angeht, besonders groß ist und sogar DX-Linsen (fĂŒr APS-C-Format gerechnet) genutzt werden können.

Der Adapter ist im Profi-Videohandel fĂŒr 549 Euro (zzgl. MwSt.), entsprechen 655 Euro mit Steuer, zu haben.


 


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