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Galadiner

Unbenanntes Dokument Guten Appetit Eine echte Herausforderung: kulinarische Köstlichkeiten mit der Kamera richtig einfangen, ohne dass der Appetit vergeht.
 

Das Problem mit den Fernsehköchen: Auf dem Bildschirm kann man die Gerichte sehen, aber weder riechen noch schmecken. Also müssen Sie die ganze Köstlichkeit übers Auge transportieren. Ein Festbankett zu filmen ist eine besondere Herausforderung: Essende Menschen sind gewöhnlich weder ein ästhetisches Motiv noch begeistert, wenn man sie dabei beobachtet.
Damit Essen aussieht wie in der TV Werbung, müssen Food-Stylisten her. Die kochen extra fürs Fernsehen und bringen die frischen Speisen an einen eigens eingeleuchteten Drehort. Sie werden optimal in Form gelegt, die Beilagen perfekt arrangiert, und die Bratensoße ist sicherlich nicht die, für die Werbung gemacht wird. Man hilft mit Farbe nach, fixiert mit diversen Sprays, und flüssiger Stickstoff ersetzt bisweilen den Dampf.
So weit müssen Sie es nicht treiben, und können’s auch nicht. Den Dampf, der die Frische transportiert, müssen Sie dennoch im Griff haben. Sie sehen ihn nur im Gegenlicht. Hier lohnt es, einen Scheinwerfer gegenüber der Kameraposition an der Stirnseite der langen Tafel einzurichten. Überhaupt Licht: helle, strahlende Bilder, und dem Zuschauer läuft das Wasser im Mund zusammen. Eine halbe Blende Überbelichtung schadet nicht, Sternchenfilter lassen die silbernen Tabletts und Kristallgläser blitzen. Vermeiden Sie Schwachlicht, denn es nötigt die Kamera, die Bildsignale zu verstärken, was zu unschönem Rauschen führt. Das sieht schmutzig aus.
So verlockend es ist, wilde Fresser mit Speiseresten zwischen den Zähnen aufzunehmen: Im Film möchte der Zuschauer das nicht sehen. Daraus folgt: Filmen Sie nicht heimlich, sondern suchen Sie sich attraktive Esser mit guten Essmanieren aus und sagen Sie ihnen, wann Sie was aufnehmen, und wie Sie es gerne hätten. Im Idealfall finden Sie ein sympathisches Fräulein, das die Kirsche auf der Schwarzwälder so zwischen den vollen Lippen verschwinden lässt, dass es aussieht wie ein Kuss. Richtig aufgenommen, hat Essen durchaus eine erotische Komponente. Auch wenn es ans Anstoßen geht, müssen Sie die Tischgäste vorwarnen, andernfalls sehen sie nicht in Ihre Richtung. Schauen Sie unbedingt in der Küche dem Koch über die Schulter und den Serviertöchtern bei ihrer Arbeit zu. Wichtig: Filmen Sie Büfetts, bevor sie geplündert werden – und das in Nahaufnahme.

(jos)
galadiner
Ess-thetik: Ein opulentes Mal ist durchaus filmogen – gerne auch in surrealer Kulisse. So sieht ein Profi-Dreh mit Dolly aus Sicht der Esser aus.
Tipp:

Drehen Sie am gedeckten Tisch eine Schärfeverlagerung. Teleaufnahme bei offener Blende macht den Schärfebereich sehr schmal. Die Speisen liegen in der Flucht hintereinander. Drehen am Schärferegler bringt stets nur eine in die Schärfe.

Steckbrief Galadiner:

Aktion: Menschen beim Speisen, Bankett bei einer Feier, auch Bestandteil beispielsweise von Hochzeitsfilmen
Einrichtungszeit: 10 Minuten
Dauer: Tischrede plus 15 Minuten
Material: ästhetisch drapierte Speisen, Stativ, Sternfilter
Blende: manuell
Gain: 0 dB
Verschluss: 1/50 Sekunde
Weißabgleich: manuell, auf ein weißes Tischtuch abgeglichen
Stabilisator: ein

Besonderheit:
AE-Programm „Sand & Schnee” ausprobieren.