Der Boom filmender Fotokameras ist für die Hersteller von Kameramikrofonen Segen und Fluch zugleich: Zum einen bringt er zusätzliche Kundschaft, zum anderen zwingt er aber auch zu neuen Überlegungen hinsichtlich der Konstruktion von Richtmikrofonen: Wer will schon ein langes, weit überstehendes Rohr auf das quer gebaute Gehäuse einer Fotokamera pflanzen, das dann vielleicht bei Weitwinkel ins Bild ragt? Auch Rødes erster Versuch mit dem DSLR-Mikrofon VideoMic Go (Heft 2/2014) fiel noch deutlich größer aus. Das neue VideoMicro soll in doppeltem Wortsinn die Lösung bringen: Es ist knapp acht Zentimeter kurz und 69 Gramm schwer. Und sogar der Preis ist geschrumpft: 76 Euro. Das lässt Kenner die Stirn runzeln: Kann ein Richtrohr für nicht mal 100 Euro überhaupt etwas taugen? Røde erreicht die kompakte Konstruktion auch dadurch, dass das VideoMicro kein eigenes Batteriefach hat, sondern per Plug-in-Power übers Mikrofonkabel aus dem Kameraakku mitgespeist wird. Das bedeutet: Ohne Plug-in-Funktion, die oft übers Kameramenü erst aktiviert werden muss, funktioniert das Mikro nicht. Hier heißt es vor allem für die Besitzer von Canon-Camcordern aufpassen, denen Plug-in-Power oft fehlt, weil sie lieber den intelligenten Zubehörschuh für Eigen-Mikros nutzen. Auch ein Zubehörschuh und ein 3,5-Millimeter-Audioeingang sind natürlich Voraussetzung für den Einsatz – da heißt es dann vor allem bei Sony- Camcordern: vor Anschaffung überprüfen!
Røde VideoMicro: Richtrohrmikrofon im Test
Testergebnisse Hersteller: Røde |
URTEIL: gut |
max.100 Punkte: 72 Punkte |
Preis/Leistung: hervorragend |
Trotz des verblüffend niedrigen Preises hat der Hersteller nicht am Material gespart: Statt aus Plastik ist das Gehäuse aus Aluminium, aber auch die Kunststoffspinne erfüllt ihren Zweck, das Mikro von der Kamera zu entkoppeln.
Klangqualität
Natürlich haben unsere Studiotests gezeigt: Mit einem erst bei 100 Hertz startenden Frequenzgang ist das VideoMicro kein Bass-Monster. Muss es aber auch nicht – war es doch eher die Betonung tiefer Frequenzen, die uns beim teuren Video- Mic Pro (229 Euro) etwas gestört hat, da sie eine gewisse Anfälligkeit für Windgeräusche mit sich bringt.
Hier ist beim VideoMicro Entwarnung gegeben: Es ist eher auf die sprachwichtigen Frequenzen hin ausgelegt. Unser Praxistest bewies, dass das auch richtig ist. In der relativ lauten Umgebung einer Familienfeier wurden aus etwa einem Meter Entfernung Interviews mit Gästen gedreht. Trotz der Kulisse waren diese gut verständlich – und noch besser, gerade für ungeübte Nutzer: Auch der Interviewer, also der Kameramann, war mit seinen etwas lauter gestellten Fragen noch gut zu vernehmen.