Die meisten Profi-Kameramänner lassen die Finger von den Bildsettings der elektronischen Kameras. Dieses Geschäft ist ihnen zu heikel. Sicherer ist es eh, den Look erst in der Postproduktion festzulegen, denn falls am Rechner etwas schief läuft, lässt sich das meist wieder rückgängig machen. Beim Dreh kommen Fehler teurer zu stehen – sofern man sie überhaupt rechtzeitig bemerkt. Tatsächlich sind die meisten Camcorder im Rahmen ihrer Fähigkeiten schon recht gut auf die täglichen Anforderungen des Kameramanns eingestellt.
Wer da ohne Fachwissen eingreift, hat gute Chancen, das Bild zu verschlimmbessern. Das Herrschaftswissen vermittelt etwa Sony gerne in teuren Spezialkursen. Was sich hinter den Bildeinstellungen verbirgt, wird auch in der Bedienanleitung oft nur lapidar erklärt.
Zudem haben wir festgestellt, dass diese Picture Profiles nicht bei allen Camcordern gleich wirken, je nach Sensor und Prozessor. Bisweilen ändert sich das Bild auch bei heftigster Änderung der Einstellskala nur in der Einbildung.
Unter den Camcordern eines Modells, etwa unter mehreren PMW- 200, sind die Einstellungen aber sehr wohl austauschbar. Das kann ein Vorteil sein, denn wer seinen Look für einen Dreh festgelegt hat, kann ihn auf SD-Karte speichern und anderen Camcordern einpflanzen. Bei Mehr-Kamera-Drehs ist das sinnvoll – denn es gibt kein Live-Colormatching.
Der Chefkameramann kann sich und der Post- produktion viel Arbeit sparen, wenn er eine Kamera an einem guten Monitor einrichtet und den gespeicherten Look einfach überträgt. Da Camcorder in der Regel sechs Presets für Bildprofile erlauben, lohnt es sich, ihre Reaktion zu testen und die Settings für Nacht, helles Tageslicht und Wohnzimmerbeleuchtung voreinzustellen.
Daneben ist eine Voreinstellung für zarte helle Aufnahmen (Hi Key) oder für starke Kontraste (Low Key) sinnvoll. Darüber hinaus sind ein paar weitere verblüffende Verbesserungen und Effekte möglich. Die Picture Settings haben mit den Belichtungseinstellungen grundsätzlich nichts zu tun: Blende, Weißabgleich oder Belichtungszeit müssen in jedem Fall richtig eingestellt sein, bevor die Bildsettings greifen.
Freilich kann ein stark verändertes Setting Einfluss auf die Art der Belichtung haben. Auch die Schärfe muss stets akkurat justiert sein, die Bildvoreinstellungen tragen jedoch zu einer Steigerung des Schärfeeindrucks bei. Bildkontrollhilfen wie Peaking, Zebra, oder Histogramm sind ebenfalls keine Picture Profiles.
Die Picture Settings wirken bei der Signalverarbeitung, also vor der Kompression. Deshalb können Bilddetails oder Belichtungsbereiche in voller Qualität beeinflusst werden.
Wer die gleichen Einstellungen in der Postproduktion versucht, der arbeitet am komprimierten Signal – und erhält nur abgeschwächte Resultate. Über- oder unterbelichtete Details etwa sind dann beispielsweise für immer verloren. Wir haben die folgenden Bild-Einstellungen getestet und auf den filmerischen Nutzen hin geprüft.
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