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Filmwerkstatt: Dunkelheit - Teil 2

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Doch in den meisten Drehsituationen ist kein Platz für solche Verfremdungen. Beispielsweise am Lagerfeuer. Der Blick auf den Monitor offenbart Enttäuschendes: Entsättigte Farben, verrauschte Schemen, die im Dunkel der Nacht verschwinden. Das Feuer selbst hingegen – gleisend überstrahlt. – wenn es nicht in Großaufnahme erscheint. Was tun: Zunächst den Weißabgleich auf Taglicht oder Dämmerungs­programm einstellen, denn der rettet den gewünschten Farbcharakter und verhindert eine Neutralisierung durch die Automatik. Dann einen Scheinwerfer aufstellen, der das Geschehen rund ums Feuer anstrahlt, das sonst im Dunkel versänke. Darauf achten, dass die Position die Richtung des Feuerscheins unterstützt und nicht etwa plötzlich unmotiviert feuerabgewandte Objektteile bestrahlt. Vor den Scheinwerfer sollte man tunlichst einen Orangefilter hängen und davor einen Rahmen, in dem rote, orangene bis gelbe Folienstreifen gespannt oder gehängt werden. Dieser Rahmen muss von einem Helfer sanft geschwenkt werden – feuerscheinartig eben.

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Oft ist bei Dunkelheit der wärmere Farbton erwünscht: Den macht der Camcorder aber nur, wenn der Weissabgleich manuell auf Taglicht eingestellt wird.
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Ganz ohne Zusatzlicht, bleibt dem Filmer wie so oft im dunklen keine Chance: Eine extern gehaltene Akkulampe wirkt Wunder, eine Tageslicht-Leuchte wirkt gegenüber dem Hintergrund zu blau, es sei denn, sie soll Mondlicht simulieren.

Immer noch zu dunkel?

dann wird es Zeit für den künstlichen Mond. In der Regel wird man heute keine hinterleuchtete Lichtscheibe mehr an Stativ und Rahmen ins Bild hängen, sondern ein Foto des Erdtrabanten via Nachbearbeitung ins Bild stanzen – doch Vorsicht, bei bewegter Kamera, die den Mond mit einfangen soll, sind sehr gute Kenntnisse des Effektprogrammes Voraussetzung. Wie dem auch sei: In jedem Fall kommt das harte weiße Licht bei der noch aktiven Tageslicht-Weissabgleicheinstellung bisweilen noch nicht mondblau genug, also muss eine blaue Folie davor. Der Scheinwerfer für den künstlichen Mond kann nicht stark und hart genug sein – und wird in aller Regel rein gegenlichtig als Spitzlicht verwendet, um Silhouetten aus der Finsternis heraus zu modellieren. Eine ähnliche Aufgabe übernehmen auch Auto-Scheinwerfer, die mit in die Szene integriert werden.

Ist es dann immer noch zu Dunkel? Dann ziehen sie den Darstelern doch helle Kleider an – das wirkt Wunder. Und für die Close Ups können sie ja die Lampe nahe heranrücken. Schließlich können Sie noch mit einer Nebelmaschine hantieren (gibt's günstig beim Bühnenverleih). Die sorgt für Romantik oder wahlweise Mystik – und hellt auch Himmelspartien so auf, dass Silouetten erkennbar bleiben.

Doch denken sie daran: Verbannen Sie die harten Schatten, die Ihr künstlicher Mond oder der Schein-Feuerschein wirft, aus dem Bild – den glaubt ihnen keiner. Wenn Sie im Schnitt noch weitere Bildelemente zur Szene hinzukomponieren wollen, müssen Sie den Lichtfall ganz exakt auf die Lichtstimmung des bereits vorhandenen Materials anpassen. Da reagiert der Zuschauer empfindlich.

Filmen bei Dunkelheit macht Spaß – aber auch Mühe. Die Nacht hat eben ihren Preis – Videofilmer kostet sie immer ein paar Blenden.