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GerÀusche im Film: Tipps und Tricks zur Nachvertonung

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Dass GerĂ€usche und Soundeffekte bei der Nachvertonung eine immens wichtige Rolle spielen, um das Bild zum Leben zu erwecken, ist hinlĂ€nglich bekannt. Jedoch hĂ€ngt es auch vom zu vertonenden Filmgenre ab, wie man mit den GerĂ€uschen und Effekten bei der Vertonung umgeht. Mit dem Wiener Komponisten Hermann Langschwert, der auch fĂŒr das filmersclub-Musikarchiv produziert, sprachen wir ĂŒber den Einsatz und die Bearbeitung von GerĂ€uschen bei der Nachvertonung. Den kompletten Bericht in Form eines Interviews lesen Sie im Folgenden.
 

Über den Gebrauch von GerĂ€uschen und Sounds in der Filmvertonung

GerĂ€usche und Soundeffekte verwendet man in der Filmvertonung je nach Filmgenre etwas anders. Ich vertone viele Dokumentationen und muss deshalb darauf achten, die Vertonung möglichst realistisch zu halten. Wenn die Dokumentation beispielsweise ĂŒber Tiere ist, die alle ein eigenes GerĂ€usch machen, dann ist der authentische Klang des GerĂ€uschs wichtig, weil er zur Information des Zuschauers gehört. Solche TiergerĂ€usche kann man in der Regel kaum am Computer nachbilden und sollte man auch nicht. Schließlich steht die Dokumentation dafĂŒr, dass etwas realistisch dargestellt wird. Außerdem legen die meisten Naturfilmer hohen Wert darauf, dass exakt die TiergerĂ€usche zu hören sind, die beim Dreh aufgenommen wurden.
Bei Spielfilmen und in der Werbung wird mit den GerĂ€uschen und Effekt-Sounds etwas anders umgegangen. In der Werbung werden GerĂ€usche hĂ€ufig ĂŒberzeichnend und plakativ eingesetzt - Realismus spielt hier gar keine Rolle. Beispielsweise machen beim Audiobranding fĂŒr Marken viele Produkte GerĂ€usche, die sonst keine machen. Außerdem wird meistens jeder kleine Akzent im Bild mitsynchronisiert und das Klanggeschehen wird dadurch komplexer und dichter. In solchen FĂ€llen bedienen sich die Sounddesigner gerne bei speziellen GerĂ€uscharchiven oder Sound-Librarys.

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Verwendungszweck: GerĂ€usche werden je nach Genre unterschiedlich verwendet und sollten deshalb passend sein. FĂŒr einen Werbefilm etwa wĂ€hlt der Sounddesigner meist eine recht ĂŒberzeichnete GerĂ€uschkulisse. Bei einer Dokumentation hingegen zĂ€hlt mehr die AuthentizitĂ€t der GerĂ€usche.
eq-einstellungen
GerÀuscheffekte verÀndern: Mit dem Equalizer werden GerÀusche abgeÀndert um einen anderen Effekt zu erzielen.

Tipps, Tricks und Tools zur GerÀuschbearbeitung

Ein ganz wesentliches Werkzeug fĂŒr die GerĂ€uschbearbeitung ist der Equalizer. Wenn z.B. das GerĂ€usch von sich aus sehr nahe klingt und es im Film aber weiter entfernt klingen soll, dann mĂŒsst ihr mit dem Equalizer die BĂ€sse wegnehmen. Je dĂŒnner das GerĂ€usch wird bzw. je weniger Volumen es hat, desto weiter weg klingt es. Ihr nehmt daher einfach den Lowcut und schiebt ihn hinauf bis 5-10khz, je nachdem wie stark der Effekt sein soll. Viel mehr mĂŒsst eigentlich nicht machen. Dieser Trick funktioniert ĂŒbrigens natĂŒrlich auch andersherum. Ein weiterer Einsatz fĂŒr den EQ: das Bild zeigt eine typische Stadtwohnung von innen und ihr wĂŒnscht euch, dass ein wenig VerkehrslĂ€rm von draußen hörbar ist. Wenn ihr in eurem GerĂ€uscharchiv aber nur GerĂ€usche habt, bei denen der Verkehr sehr nahe aufgenommen wurde, dann filtert ihr die hohen Frequenzen mit dem EQ bis ca. 500 Hz weg. Und schon habt ihr das typische tiefe Grummeln erzeugt, das den Eindruck vermittelt, dass man aus einer Stadtwohnung VerkehrslĂ€rm von draußen hört.

Worauf ihr noch achten könnt, ist eine einheitliche Klangcharakteristik der GerĂ€usche. Vermeidet es, Töne und GerĂ€usche miteinander zu verbinden, die nicht zusammen passen, wie z.B. eine alte Mono-Aufnahme mit einem neueren Sourroundsound. Sounds in Sourround klingen meistens sehr dick und wenn ihr den Film damit nicht durchgĂ€ngig vertont, dann wirken diese GerĂ€usche lauter als die Stereo- oder MonogerĂ€usche, obwohl sie es nicht sind. Wenn möglich sollte man GerĂ€usche auch nicht komprimieren, das GerĂ€usch wĂŒrde sonst zu unnatĂŒrlich klingen. Das Komprimieren der gesamten Audiospur des Films macht man im Prinzip komplett im Master.
Überladen könnt ihr einen Film durch eine dichte GerĂ€uschkulisse ĂŒbrigens fast nie, sofern auch die GerĂ€usche zu hören sind, die man sieht. Am besten setzt ihr immer soviel GerĂ€usche ein, sodass ihr sagen könnt, das Bild lebt jetzt.