Report: Virtueller Broadcast-Studio-Service eröffnet völlig neue Möglichkeiten - Kamerabewegung, mehrere Personen im virtuellen Studio
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Deshalb muss man auch nicht ins Illusioneers-Studio nach Grünwald kommen, sondern kann sich mit seinem „grünen Signal“ andocken. Diese Vereinfachung und Dezentralisierung vom Studiobetrieb ist der Kern des Projekts. Im Live-Betrieb kann man zwischen den Kameras schneiden und hat über sein iPad sogar noch Zugriff auf alle weiteren Funktionen, so dass sich das Studio von einer Person bedienen lässt – selbst dann, wenn sie gleichzeitig selbst vor der Kamera steht. So hat Daniel Silber seinen Videocall mit uns in einem normalen Zoom-Meeting begonnen, als er in einem Nebenraum saß. Parallel war die leere, grüne Hohlkehle sichtbar. Schon das zuschalten der virtuellen aber noch leeren Bühne sah gut aus, doch als er sich samt seinem Laptop auf die Bühne wagt wird schnell klar, was mit Broadcast-Technik gemeint ist: Die Person wird sehr natürlich inklusive Schatten im virtuellen Raum gezeigt – so wie man das heute bereits zum Beispiel aus Nachrichtenstudios kennt.
Dabei steuert Daniel Silber lässig die verschiedenen vordefinierten Kamerabewegungen, so dass die „Ein-Personen-Bedienung“ selbst vom Moderator keine Theorie ist. „Dieser Aspekt der dezentralen Nutzung und selbstbestimmten Steuerung ist praktisch und ermöglicht uns eine revolutionäre Preisgestaltung“, meint Daniel Silber. „Die nächsten Wünsche unserer Kunden ergeben sich immer fast schon von selbst. So haben wir zum Beispiel die Option mehrere Personen zeitlich und räumlich voneinander unabhängig in einem Set gleichzeitig auf derselben virtuellen Bühne erscheinen zu lassen realisiert.“ So müssen vielbeschäftigte Entscheider nicht um die Welt fliegen um gemeinsam mit Kollegen auf der selben Bühne zu sprechen. In Anlehnung an Sciencefiction nennen sie es „Teleportieren“, wenn sie Menschen aus verschiedenen Kontinenten und Studios auf eine Bühne holen. Die Größe des aufgebauten Grüns gibt natürlich dabei die Grenzen der Bewegungsfreiheit vor. Bei drei bis vier Meter Breite kann man sich glaubwürdig auf der virtuellen Bühne bewegen. Aus mehreren exklusiven vorgefertigten 3D-Studio-Umbgebungen kann man sich seine Umgebung aussuchen und dank der virtuellen Screens und Flächen im Studio individuell bespielen und so schnell das Branding und die Farbgebung der Firma adaptieren. Das nennen die Illusioneers das „Onboarding“.
Hierzu schickt der Kunde seinen Content, also Logos, Präsentationen und Filme per Mail und in der Regie werden diese klassisch in der Mischer-Software „VMIX“ den entsprechenden virtuellen Flächen zugewiesen. Die virtuellen Tabellen erhalten ihre Daten und es erfolgt eine kurze Einweisung in die Steuerung. Und schon steht der Kunde selbst auf seiner Bühne und kann seinen Text vom Teleprompter ablesen. Hierzu wird dann aber doch Personal benötigt, denn wechselnder Content auf mehreren Screens, Video-Call-Ins oder sich live ändernde AR (Augmented-Reality)-Tabellen müssen auf Kommando händisch geändert werden. Es handelt sich also letztlich um kostenpflichtige Ausbaustufen, wobei sich die beiden Gründer für einen vergleichsweise günstigen Einstieg entschieden haben: Bei 2500 Euro für die erste Stunde „Airtime“ inklusive des kleinen Onboarding. Wie meistens wenn High-Tech im Spiel ist, so ist nach oben vieles offen: „Wir arbeiten auf Wunsch auch mit einem Ü-Wagen, damit eine stabile Internet-Anbindung garantiert ist, zum Beispiel bei großen Events, bei denen viele Leute sowohl WLAN als auch mobile Daten nutzen. Da ist der gute alte Satelliten-Uplink eben nach wie vor der einzige Garant für unabhängige Stabilität.“