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Interview: Die Zukunft von AVCHD

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Gut ein Dreivierteljahr nach dem Start des neuen Camcorder-Formats gibt es noch deutliche Schwierigkeiten in der Nachbearbeitung. Was ist am AVCHD-Format so aufwändig?







MainConcept AG, Markus Mönig, Vorstandsvorsitzender

1. AVCHD braucht sehr hohe Rechnerleistung, um überhaupt flüssig dekodiert werden zu können.

2. AVCHD erlaubt sehr große GOP-Längen oder Abstände zwischen IDR-Frames. Im Extremfall kann es AVCHD-Streams geben, die nur einen IDR-Frame zu Beginn haben.

Um in einem AVC- oder MPEG-Stream ein bestimmtes Bild anzufahren (Fachbegriff: seeken), muss immer der vorgehende IDR-Frame (Anmerkung: Begriff wird im Glossar erklärt) oder I -Frame (bei MPEG) aufgesucht und von dort alle Einzelbilder bis zum Zielbild dekodiert werden. Bei AVCHD gibt es zwischen den IDR-Frames Distanzen von 40, 60 oder sogar über 100 Bildern. Damit nimmt die Berechnung eines Einzelbilds extrem viel Zeit in Anspruch, ganz zu schweigen von Streams mit nur einem IDR-Frame. Im Vergleich dazu hat HDV-MPEG maximal 15 Frames in einem GOP.

Beim Editieren ist die Dauer der Seeks für einen komfortablen Workflow essentiell.


Adobe Systems, Alexander Hopstein, PR Manager Central & Eastern Europe
Die größte Schwierigkeit bei der Bearbeitung von AVCHD liegt an der sehr hohen Komprimierung mit einem Codec, der eigentlich nicht für die Bearbeitung ausgelegt ist. Videobearbeitung erfordert die Möglichkeit, sehr schnell einen beliebigen Frame innerhalb des Videos zu finden. Um die hohe Komprimierung zu erreichen, verwendet AVCHD eine sehr lange GOP-Struktur. Das macht es sehr schwierig und rechenintensiv, um einen bestimmten Frame innerhalb der GOP-Struktur zu finden. Die Anforderungen für die Wiedergabe eines Videos sind völlig anders als die Anforderungen zur Bearbeitung eines Videos, wo es auf die Wiedergabe von multiplen Streams und beliebigen Zugriff auf die Datei ankommt. Bei Adobe suchen wir natürlich kontinuierlich nach dem besten Weg, solche Schwierigkeiten zu beseitigen und hoffen, bald eine Lösung für unsere Kunden zu haben. Um derzeit mit AVCHD zu arbeiten, bietet es sich an, Lösungen von Drittherstellern einzusetzen. Beispielsweise arbeitet Blackmagic Intensity mit Premiere Pro. Das ist eine HDMI-basierte Lösung, die mit allen AVCHD-Kameras zusammen arbeiten sollte (http://www.blackmagic-design.com/products/intensity/software/). Eine andere Möglichkeit bieten einige Sony-Vaio-Modelle. Sie sind mit Premiere Elements gebundelt und kommen mit einem Plug-In für das Proxy-Editing von AVCHD.


GrassValley/Canopus GmbH; Stephan H. Kexel, Business Development & Director European Channel Sales Central & Eastern Europe
AVCHD ist ein sehr schwieriger und aufwändiger Codec. Wenn man diesen Codec mit MPEG-2 vergleicht, benötigt man die 10- bis 20fache CPU-Leistung für das Encoding und die 4- bis 10fache CPU Leistung für das Decoding. Diese Werte müssen berücksichtigt werden, wenn der Codec in einer hohen Qualität arbeitet. Man kann natürlich die Qualität bei der Ausgabe reduzieren. Dies ist aber nie unsere Philosophie gewesen. Unsere Codecs arbeiten immer in der vollen Auflösung mit voller Bildrate. Wir geben in der neuen Version von EDIUS Pro 4.5 - wie bei HDV - dem Kunden die Wahl, nativ AVCHD zu bearbeiten oder unseren Canopus HQ+ Codec zu nutzen, der es von der Performace her erlaubt, auch bei AVCHD-Footage das Gefühl zu haben, DV-Dateien zu bearbeiten.



Pinnacle Systems, Markus Dürr, Produktmanager Pinnacle Studio
Aktuelle AVCHD-Camcorder verwenden, bei gleicher Bild-Auflösung wie HDV und in vergleichbarer Bildqualität, ungefähr die halbe Datenrate. Diese um den Faktor 2 höhere Effizienz hat natürlich ihren Preis, und der äußert sich in deutlich komplexeren Berechnungs- bzw. Kompressionsalgorithmen. Der AVCHD-Codec benötigt wesentlich mehr CPU-Berechnungsschritte (schätzungsweise 4-5 mal mehr) zum Dekodieren und Enkodieren als der MPEG-2-Codec bei HDV. Dies ist bedingt durch die wesentlich flexiblere und schwerer vorhersagbare GOP-Struktur mit vielfältigeren internen Referenzen und aufwändigeren Berechnungen. Auch ist der Bedarf an verfügbarem Arbeitspeicher höher, da mehr Daten dort bereit gehalten werden müssen.


Magix AG, Dr. Ulrich Hepp; Senior PR Manager
Der freie Zugriff auf ein beliebiges Bild im Videostrom ist kompliziert und dauert lange im Vergleich z.B. mit DV oder M-JPEG, selbst mit MPEG-2. Auch der Rechenaufwand für das Dekodieren eines Einzelbildes ist höher als bei MPEG-2. Hinzu kommen die Inkompatibilitäten zwischen den einzelnen Camcordern, die Sie bereits erwähnten. Um trotz dieser Widrigkeiten runde Lösungen zu entwickeln, ist viel Entwicklungsaufwand notwendig. Das kostet Zeit, die man nicht den Softwareherstellern zur Last legen darf. Umso positiver ist es einzuschätzen, dass sich Software-Hersteller wie wir dieser Frage annehmen und bereits positive Ergebnisse erzielt haben.


Corel Corporation, Mark Wurdemann, Product Manager Video Products
AVCHD steht ja für „Advaned Video Codec High Definition“. Der moderne MPEG-4-Codec schafft es zwar, die Daten stark zu komprimieren, trotzdem bleibt es natürlich eine sehr hohe Auflösung mit der entsprechend hohen Datenmenge. Fakt ist im Moment einfach, dass die meisten Rechner nicht schnell genug sind, um diese großen Datenmenge zu bearbeiten. Wer mit dem Gedanken spielt, auf AVCHD umzusteigen, sollte auf jeden Fall einen entsprechend schnellen Rechner für die Nachbearbeitung besitzen.




Canon Deutschland, Meltem Kahya, Product Business Development Video & Projektoren, Canon Deutschland GmbH
Im Gegensatz zum HDV-Format zeichnet das AVCHD-Format in MPEG-4 auf. Der dabei verwendete AVCHD-Codec ist aufwendiger als der Codec bei MPEG-2. Daraus könnten die Probleme resultieren. Allerdings scheint dies vor allem ein Problem der Bearbeitungssoftware zu sein.




Panasonic Deutschland, Silke Moesing, General Manager Marketing Creative Network & Media
Die große Herausforderung für die Nachbearbeitung von AVCHD sind die recht komplizierten Codecs. Aber das Angebot an umfangreicher Schnittsoftware steigt praktisch von Monat zu Monat an, so dass jedem Konsumenten verschiedene Alternativen zur Auswahl stehen. Im Übrigen sind fast alle namhaften Softwarehersteller Lizenznehmer für AVCHD. Eine komplette Liste findet man unter http://www.avchd-info.org/.

Sony Deutschland, Oliver Kaltner, Marketing Director
Die Nachbereitung ist in erster Linie eine Frage der Software und nicht des Formates. Probleme bei der Nachbereitung können nur durch die entsprechenden Softwareanbieter gelöst werden. In dieser Hinsicht gibt es durchaus Parallelen zwischen AVCHD und MPEG-2. Auch damals kamen die entsprechenden PC-Nachbearbeitungstools relativ spät auf den Markt. Mittlerweile haben aber bereits zahlreiche Softwareanbieter entsprechende Programme im Handel. Zum Beispiel hat Sony Media mit der "Vegas 7"-Variante eine leistungsfähige Nachbearbeitungssoftware im Markt etabliert.